Streitthema Passgang – physiologisch oder pathologisch?

Bei meinen Streifzügen durch diverse Hundeforen sehe ich oft folgende Fragestellung:

„Hilfe, mein Hund läuft Pass? Ist er krank? Was kann ich dagegen tun?

Jahrelang herrschte die Meinung vor, dass der Passgang beim Hund ein Symptom einer Erkrankung des Bewegungsapparates darstellt bzw. wurde allgemein zu den erworbenen Bewegungsstörungen gezählt. Leider finden wir diese pauschale Aussage auch heute noch in vielen veterinärmedizinischen Büchern.

Was ist eigentlich Pass?

Beim Passgang bewegt der Hund Vorder-und Hinterläufe einer Körperseite gleichzeitig in dieselbe Richtung. Der Körperschwerpunkt verlagert sich dabei von einer zur anderen Seite. Dadurch kommt ein meist schwankender Gang zustande.

2014 durfte ich Prof. Dr. Martin S. Fischer der  die „Jenaer Studie zur Hundefortbewegung“ initiiert und geleitet hat, bei einem seiner Vorträge kennenlernen. Neben vielen, nicht nur für mich, neuen Erkenntnissen berichtete er folgendes zum Thema Passgang beim Hund:

„Passgänger sind die koordinativ intelligenteren Hunde.“

„Beim Pass läuft der Hund wie ein betrunkener Seemann. Der Hund geht auf der einen Seite und dann auf der anderen Seite, das heißt der Körperschwerpunkt geht mal raus und mal rein von der Linie und wandert. Wenn ein Körperschwerpunkt wandert, kostet das Energie, der Hund ermüdet viel schneller. Die eiserne Regel für Pass lautet: Wenn ein Hund von Anfang an Pass läuft, dann ist es wie bei Wölfen eine natürliche Gangart des Hundes. Aber wenn ein Hund nie Pass gegangen ist und mit drei oder fünf Jahren damit anfängt, ist das ein eindeutiges Zeichen für eine Erkrankung, vermutlich der unteren Lendenwirbelsäule. Hunde zeigen Passgang häufig, wenn sie etwas schludrig laufen oder wenn sie lange getrabt oder galoppiert sind. Wenn Hunde 10 km getrabt sind, dann ist es die immer gleiche Bewegung, die die immer selben Bewegungen der Rückenmuskeln verursachen. Der Passgang ist dann eine einseitige Entlastung der Rückenmuskulatur.“

Dies ist nur ein Aspekt der Bewegung unserer Hunde, den wir dank dieser umfangreichen Studie nun mit anderen Augen sehen können. Viele unserer eingefahrenen Sichtweisen  werden wir in der Veterinärmedizin revidieren müssen.

Fazit: Wenn sich unser Hund in seinem Bewegungsablauf urplötzlich anders verhält, kann man dies sicherlich immer als Warnsignal sehen. Allerdings muss der Passgang an sich nicht zwangsläufig ein Zeichen für eine Erkrankung sein.

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