Reiseübelkeit beim Hund

Als wir unsere Fellnase beim Züchter abholten, schafften wir die 30 km lange Strecke nach Hause gerade eben so. Noch auf den Parkplatz rollend riss ich die Beifahrertür auf um den sich übergebenden Welpen auf besser diesen ko…. zu lassen.

Der Grund allen Übels: die passive Bewegung, Angst oder gar beides?

Die nächsten zwei Jahre brachten wir damit zu, den Hund irgendwie erst an das Auto und dann an das Fahren in selbigem zu gewöhnen ohne das dieser sich zitternd, winselnd und sabbernd nach 500 Metern erbrach.
Zunächst mit den üblichen Maßnahmen wie: mit Leckerli ans Auto ran führen, wenn das klappt als nächstes in den Kofferraum springen lassen, wenn das funktionierte Klappe zu und sich vorne ins Auto setzen uns stundenlang Bücher lesen, wenn das klappt kleine Strecken fahren…
Diverse homöopathische Mittelchen gegen Übelkeit zieren mittlerweile unseren Medikamentenschrank …. Ingwer fressen lassen …. vorher gar nichts fressen lassen … den Hund einfach ins Auto setzen und los fahren…, Vordersitz, Rücksitz, Kofferraum mit und ohne Box….
Es gab nichts was wir nicht probiert hätten, alles ohne Erfolg… wir erreichten eher Gegenteil: unser Dicker stemmte schon 20 m vor dem Auto die Vorderbeine wie ein störrischer Esel in den Boden.

Was ist denn nun eine Kinestose?

Damit wir und auch unsere Hunde Bewegungen des Körpers wahrnehmen und verarbeiten können, verfügen unsere Körper über ein Gleichgewichtsorgan im Innenohr, welches ursprünglich dazu ausgerichtet war die Fortbewegung zu Fuß zu registrieren.

Wird unser Körper nun, wie beim Fahren üblich, stark beschleunigt, ohne selbst aktiv zu sein, kann das Gleichgewichtsorgan dies als Sinnestäuschung empfinden und darauf empfindlich reagieren. Es kommt zur Reizung des vegetativen Nervensystems – die „Bewegungserkrankung“ = Kinetose ist entstanden.

Dieser Effekt wird noch verstärkt wenn ungewohnte Reize einwirken oder wenn die optischen Reize nicht mit den anderen Sinnesreizen übereinstimmen (z.B. Hund in seiner Transportbox kann die Bewegung des Fahrzeuges nicht sehen, aber fühlen).

Und welche Gründe liegen der Reiseangst zugrunde?

Reiseangst wird hingegen durch mangelnde, fehlende oder schlechte Erfahrungen verursacht. Fremde Geräusche, Gerüche und/oder die auftretende Übelkeit verängstigen unsere Tiere. Die erste Autofahrt eines Welpen führt ihn meist fort von seiner Mutter, seinen Geschwistern und reißt ihn aus seiner gewohnten, vertrauten Umgebung – so dass er meist in Zukunft mit dem Autofahren schlechte Erfahrungen verbindet.

Diese Angst hat einen starken Einfluss auf die Kinestosen und verstärkt die Reisekrankheit damit noch mehr.

Und nun? Für immer zu Hause bleiben?

Unsere Aktivitäten beschränkten sich über zwei Jahre auf einen fußläufigen Umkreis. Das Wort beschränkt drückt denke ich gut aus wie man sich dabei fühlt. Mal eben schnell mit den Hunden im Auto irgendwo hin, war schier unmöglich. In den Urlaub fahren, absolut undenkbar.

Da selbst ein Verhaltenstraining fehl schlug musste eine andere Lösung her.
Was bleibt also?
Vor einigen Jahren brachte eine Schweizer Pharmafirma ein Medikament gegen Übelkeit auf den Markt, welches auch erfolgreich bei Erbrechen während Chemotherapie eingesetzt wird. Sicher sollte man wie bei allen Medikamenten Risiken und Nebenwirkungen gut abwägen.

Bei uns war es das Mittel welches den Teufelskreis endlich durchbrach:
Ausbleibende Übelkeit und Erbrechen beim Fahren, sorgte dafür das unser Hund Kilometer für Kilometer seine Angst abbaute. Nach 260 km schafft er es sich hin zu legen, nach 400 km war er eingeschlafen und kam nach 500 km relativ entspannt am Ziel an.  Auf der Rückfahrt legte er sich sogar direkt hin und verschlief die ganze Fahrt.

Sicherlich wird er nie vollkommen entspannt in einem Auto mitfahren und unnötige Strecken werden sicherlich weiterhin vermieden, aber wir können nun zumindest ohne schlechtes Gewissen alle zusammen in den Urlaub fahren.

Und? Welche Erfahrungen habt ihr mit euren Hunden zum Thema „Reiseübelkeit“ gemacht?

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